Das Cantharidenpflaster gehört zu den blasenziehenden Mitteln („Vesikantien“), die in verschiedener Form seit Jahrtausenden verwendet worden sind. Der Cantharidenextrakt stammt aus der Laufkäferart „Spanische Fliege“ (Lytta vesicatoria) und wurde bereits bei den Ärzten des römischen Reiches als Heilmittel eingesetzt. Den medizinhistorischen Stellenwert des Cantharidenpflasters dokumentiert ein Ausspruch von Paracelsus, der sagte, dass „nur der den Namen Arzt verdiene, der (mit einem Cantharidenpflaster) die Gicht heilen kann“.
Denn „wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies nicht selbst fertigbringt, dort mache man ein Loch in die Haut und lasse diese heraus.“
Anwendung
- Wirbelsäulenleiden: Alle lokalen Wirbelsäulen-Syndrome von der Halswirbelsäule bis zum Steiß, Schulter-Armsyndrom (nach Durchführung der Schröpftherapie), nach Hexenschuss, Intercostalneuralgie, M. Bechterew
- Tumorschmerzen: Bei isolierten Knochenmetastasen.
- Gelenkleiden: Arthrose, Gichtgelenke
- Pleuraergüsse und -Verschwartungen
- HNO: akute und chronische Mittelohrentzündung bei Kindern, Mastoidherde, Nebenhöhlenentzündungen.
- Klimakterische Depressionen
- Gelenkleiden: Arthrosen der kleineren Gelenke, des Schultergelenkes, der Sprunggelenke
- HNO: Akuter Hörsturz (Pflaster an Mastoid und Nacken, dazu schröpfen), Schwindel, Tinnitus und Menierescher Erkrankung.
Wirkungsweise
Das Cantharidenpflaster ähnelt in seiner Wirkung der Schröpftherapie und wird wegen seines Effektes auf das Lymphsystem auch weißer Aderlass genannt. Der Hautreiz des Pflasters stellt eine künstliche Verbrennung zweiten Grades dar und führt zu einer Brandblase. Im Grundgewebe kommt es zu einer Summierung verschiedener Effekte:
Antiödematöser, entzündungshemmender und schmerzlindernder Effekt: Das Cantharidenpflaster führt zu einer direkten Entfernung von Lymphe, Schmerzmediatoren und „Stoffwechselschlacken“ (Ablagerungen von Toxinen, Antigen-Antikörper-Komplexen, sauren Radikalen usw.) an die Hautoberfläche. Zu einer ähnlichen Wirkung kommt es im Inneren des Körpers durch die einsetzende Durchblutungsanregung und die Lymphdrainage nach innen. Je größer der Lymphverlust während der Pflasterapplikation ist, desto weniger Schmerzen und Beschwerden bestehen nachher.
Immunologische Wirkung: Zunächst lokal, später auch im ganzen Organismus kommt es zur Aktivierung immunkompetenter Zellen und Enzyme. In der Grundsubstanz wird eine Vielzahl Mediatoren und Botenstoffe freigesetzt, die selbst wieder biologische Reaktionen anstoßen können. Die immunologische Autoregulation im Zielgebiet, die durch chron. Entzündungen blockiert ist, wird wiederhergestellt und kann dann oft über Jahre anhalten.
Durchblutungsförderung: Die regionale Verbesserung der Durchblutung und Steigerung der Bluteigenschaften bewirkt bis zur völligen Abheilung der Hautoberfläche eine Erhöhung von Temperatur und Stoffwechsel lokal und im Zielgebiet der Reflexzone.